Nicht nur für Feinschmecker – „Fromage“

Zwei Arbeiter stehen auf Käsefeldern vor der Spielschachtel

Oft scheint es so, als gäbe es mittlerweile genug Spielmechaniken in den verschiedensten Varianten und irgendwie wird es immer schwerer etwas „wirklich“ neues zu entdecken. Und dann gibt es da Spiele wie „Fromage“ – die kommen einfach so daher und geben dem Spielmechanismus „Workerplacement“ (Arbeitereinsatz) einen wunderbar frischen Atem!

Worum geht's?

Wir platzieren unsere 3 verschiedenen Arbeiter auf des uns zugewandten Viertels eines Rondell. Dabei gibt es 3 verschiedene Käsesorten in 3 verschiedenen Reifegraden. In jedem Viertel werden Punkte auf eine andere Art und Weise erzielt. Hat eine der Personen am Tisch ihren letzten Käse eingesetzt, endet das Spiel mit der Endabrechnung. Wer die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

Der Spielplan mit den Einsatzfeldern liegt in der Tischmitte.
Geht's auch etwas genauer?

Die Besonderheit steckt hier im Detail. Ich habe immer mindestens 2 Einsatzmöglichkeiten für meine Arbeiter – das kleine Ressourcenfeld im Zentrum der Platte oder eines der Felder auf dem entsprechenden Viertel. Vorrausgesetzt ich habe auch die passende Sorte. Dann muss ich mir im klaren darüber sein: Ein Käse der länger reift, oder ein Arbeiter, der mehr Ressourcen holt braucht länger, bis er wieder verfügbar ist und das ist bei „Fromage“ elegant und einfach zugleich gelöst.

Die Arbeiter haben eine der 3 Käsearten als Basis (Hartkäse, Weichkäse, Blauschimmel), die als Viertel dargestellt ist. Setze ich diese Figur auf dem Rondell ein, so zeigt die Spitze nach links, nach oben oder nach rechts. Wenn alle am Tisch ihre Züge gemacht habe, wird das Rondell eine viertelrunde weitergedreht und nun zeigen die Spitzen der Figuren in eine andere Richtung. Zeigen sie dabei auf die Person, der sie gehören, kommen sie zurück und können wieder eingesetzt werden.

Damit nicht genug, das vor mir liegende Spielertableau erlaubt es mir einige ganz kleine Verbesserungen vorzunehmen (sozusagen Engine-Building extra light) und so noch ein paar Belohnung oder Punkte zu generieren. Zusätzlich kann ich durch Nutztiere extra Käse platzieren und die besonderen Kundenwünsche mittels Auftragskarten erfüllen. Es gibt also mehrere Strategien hier die meisten Punkte davonzutragen.

Der gesamte Spielplan - eine Käseplatte - im Überblick
Im Thema versinken?

Irgendwie schon und wenn nicht direkt im Thema versunken, so doch zumindest mit viel mehr Interesse für Käse durchs Leben gelaufen und damit direkt in die Arme der Käseglocke und dort Käse mit ganz anderen Augen erlebt und genossen!

Das Rondell, die verschiedenen Käsesorten in den Kundenaufträgen alles sehr stimmig. Dem Spiel liegt sogar ein kleines Begleitheft bei, das ein paar der Sorten vorstellt und für einen Spieleabend mit Spielen aus dem Sortiment des Verlags einen passenden Käse findet. Schöne Idee!

Wertung eines Viertels in der Nahaufnahme - im Bistro gilt es Tische zu besetzen.
Was ist mit ... dem Spielmaterial?

Praktisch und schön anzusehen. Die Illustrationen sind aus meiner Sicht völlig zum Thema passend, der Stil ist unverbraucht. Das Material ist Holz und das Rondell modular erstellbar, sowohl in der Reihenfolge als auch im Abdecken einiger Felder je nach Anzahl der Personen.

Bekannte Käsesorten dürfen nicht fehlen!
Fazit

Bei einem Spiel in Gesellschaft zusammen sitzen und dabei noch etwas über den Tellerrand hinaus schauen. Am besten noch etwas dazu lernen oder zumindest Interessen wecken – das schafft „Fromage“ hervorragend. Mit etwas neuartigem Einsatzmechanismus – wann habe ich in einem Spiel Räder gedreht auf dem meine Spielfiguren standen (ich vermute es war bei Tzolk’in)? Die Erkenntnisse über „Was hätte ich anders machen könnne“ oder „War das geschickt“ kommen und wachsen bereits in der ersten Partie.

Obwohl alle hier simultan in dem Viertel vor sich spielen und jeder doch irgendwie für sich, schiele ich ständig auf die Positionen vor mir um abzuschätzen welche Felder verfügbar sein könnten – „körperloses Ellenbogenduell“ trifft es ganz gut. Vorallem eben jenes simultane Einsetzen verkürzt die Spieldauer hier enorm – in unter eine Stunde ist aufgebaut, gespielt und auch wieder aufgeräumt.

Bislang nur auf englisch erhältlich ist für den Herbst 2025 eine deutsche Lokalisierung im Vertrieb durch Asmodee angekündigt – auch eine alleinstehende Erweiterung mit dem Titel „Formaggio“ soll in 2026 folgen und hat wohl den Käse welchen Landes thematisch im Visier?

Idee: Matthew O’Malley, Ben Rosset
Illustration: Pavel Zhovba
Verlag: Road To Infamy Games (R2i Games)
Erscheinungsjahr: 2024


Personen:
1 – 4 
Altersempfehlung: ab 14  Jahren (eigene Erfahrung ab 12 Jahren)
Spieldauer: 30 – 45 Minuten 

Achtung!

Der für den ersten Montag im Mai am 05.05.2025 geplante Spieletreff findet ebenfalls im Pfarrsaal St. Raphael an der Kirche in der Launsbacher Straße in Wißmar statt. Ab 18:00 Uhr ist die Tür geöffnet und es darf gern auch was mitgebracht werden.