Cluedo 2.0? – „Kronologic: Paris 1920“

Sicher kennst Du „Cluedo“ – das Spiel, bei dem durch geschickte Fragen möglichst schnell ein Tathergang aufgedeckt werden muss. Jetzt haben Oberst von Gatow, das Heizungsrohr und das Billardzimmer zwar nicht ausgedient, dürfen sich aber bei „Kronologic: Paris 1920“ mal eine Pause gönnen.

Der Grund liegt auf der Hand: Beide Spielautoren des Titels „Turing Machine“, bei dem mittels Lochkarten ein Code geknackt wird, haben mit etwas zugänglicherem Spielprinzip das ganze nun in die Welt der Pariser Oper transferiert. Fabien Gridel und Yoann Levet laden nun dazu ein, in 3 verschiedenen Geschichten mit je 5 verschiedenen Szenarien um die Wette zu rätseln.

Worum geht's?

Abwechselnd fragen wir nach Hinweisen zu einem der 6 vorhandenen Räume. Diese Räume sind ganz im Sinne der Geschichte Orte an der Pariser Oper. Es gilt dabei 6 Zeitpunkte im Blick zu haben und die 6 verdächtigen Personen ebenso. So könnte meine Frage zum Beispiel lauten: „Wie oft war die Abenteuerin im Musiksaal?“ Nun wird die passende Lochkarte auf die verdeckte Seite der Raumkarte gelegt und ihr somit wichtige Informationen entlockt, die auf dem eigenen Bogen notiert werden.

Es gewinnt, wer nun am schnellsten den Fall richtig löst. Das funktioniert manchmal in weniger als 20 min – da bleibt auf jeden Fall Zeit für eine weitere Partie!

Geht's auch etwas genauer?

Das Detail entscheidet hier über Sieg und Niederlage. Denn die mittels Lochkarte erhaltenen Informationen geben 2 Fakten preis: 1 Öffentliche Information – am Beispiel, wie oft war die Abenteuerin denn nun im Musiksaal? 1 Information nur für die fragende Person – hier am Beispiel zu welchem Zeitpunkt war der gewählte Charakter im genannten Raum? So gewinne ich mitunter den Hauch Vorsprung, den ich benötige um als Erster zu lösen.

Im Thema versinken?

Ja, das gelingt irgendwie schon – mit passender musikalischer Begleitung nochmal etwas mehr. Jedoch ist die bespielte Welt beliebig tauschbar und genau hier liegt die Hoffnung und mittlerweile auch bestätigt: Es wird weitere Szenarien geben – Cuzco und Babylon sind auf BGG bereits als eigenständige Spiele in der Datenbank vertreten.

Was ist mit ... dem Spielmaterial?

Schön gestaltet erinnern die Lochkarten der Charaktere an Cluedo. Sicher ein wenig dem Thema zu verdanken und doch sehr zutreffend und hübsch anzuschauen. Die Blöcke, auf denen ich meine Notizen erfasse sind super – sie bieten genügend Platz für die Startaufstellung und lassen mich alles übersichtlich auf einen Blick erfassen.

Die Lochkarten sind sehr stabil und ein wenig stellt sich beim Spielen der Wunsch ein, nicht alle 15 ( = 3 Geschichten x 5 Szenarien) Spiele am Stück zu spielen, sondern noch ein bisschen aufzuheben. Klar sind die Partien mehrfach spielbar, schließlich wird kein Spielmaterial zerstört – so ganz unwissend gehe ich dann doch nicht in einen bereits gespielten Fall hinein.

Fazit

„Kronologic: Paris 1920“ ist ein vergleichsweise kleines Spiel, was sich sowohl im Preis als auch in der Verpackungsgröße und dann im Spielumfang widerspiegelt. Es ist hübsch gestaltet und ebenso schnell erklärt. Wer Freude an Deduktionsspielen hat oder wem „Turing Machine“ zu abstrakt und vielleicht auch etwas zu schwer und „nerdig“ war, der darf hier gern einen zweiten Versuch starten.

Cluedo wird es so schnell nicht ersetzen können, über 70 Jahren ist die erfolgreiche Lebenszeit dieses Klassikers mittlerweile lang und etabliert. Allerdings bringt es dank seines Spielmechanismus frischen Wind in das Genre der Deduktionsspiele. Der häufige Kritikpunkt bei Spielen dieser Art ist der Ermittlungsbogen und der wurde hier sowohl gut gelöst als auch in der Spielanleitung sehr gut vorgelebt und beschrieben. Vielen Dank dafür!

So kann „Kronologic: Paris 1920“ einer größeren Zielgruppe zugänglich werden. Wer nun meint mit 3 x 5 Szenarien ist es schnell durchgespielt, der wird wie ich sehnsüchtig auf neues Futter warten – ob „Kronologic: Cuzco 1450“ und „Kronologic: Babylon 2500“ mit thematisch deutlich anderen Welten ebenso begeistern werden, ist hier sicher später eine Ergänzung wert.

Idee: Fabien Gridel, Yoann Levet
Illustration: Arch Apolar, Yann Valéani
Verlag: Pegasus Spiele
Erscheinungsjahr: 2024


Personen:
1 – 4
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten