Charles Darwin ist vielen von uns aus der Schulzeit oder dem Studium bekannt – der weißhaarige alte Herr mit dem vollen Bart. Und er scheint uns zu verfolgen, denn mittlerweile ziert der Name Darwins oder sein Konterfei mehr als nur ein Spiel in den Archiven von BoardGameGeek.
Was „Auf den Wegen von Darwin“ so besonders macht? Ich fasse es mal kurz zusammen.
Worum geht's?
2 – 5 Personen ab 8 Jahren wählen aus 3 Plättchen einer aktiven Reihe 1 aus und legen es in ihre eigene Auslage. Die Auslage wird aufgefüllt und die aktive Reihe verschiebt sich in Abhängigkeit vom gewählten Plättchen. Reihum ziehen die beteiligten Personen Plättchen um Plättchen. Durch das geschickte Legen von Plättchen erzielen wir Punkte und wer bei Spielende davon die meisten hat, gewinnt. Ende heißt in dem Fall, wenn jede Person insgesamt 12 Plättchen gewählt und in die eigene Auslage gelegt hat.
Geht's auch etwas genauer?
Die verschiedenen Arten zu Punkten sind hierbei der Dreh- und Angelpunkt im ganzen Spiel. So besteht die Möglichkeit ganz einfach „nur“ Punkte zu erzielen, oder Sets zu sammeln, oder Bedingungen für eine Endwertung zu erfüllen. Ein gelegtes Plättchen kann dabei nämlich gleich mehrere Dinge auf einmal erfüllen: Es kann eine zusätzliche individuelle Endwertung freischalten, es kann einen Punktebonus erzielen, in dem es eine komplette Reihe füllt oder es bringt mir Ortskundige – kleine Hilfen, die es mir erlauben, die aktive Reihe zu verändern.
12 Plättchen klingt nicht viel und genau das stellt sich auch im Laufe einer Partie heraus: die wenigen Züge wollen gut durchdacht sein und es ist mitunter ärgerlich, wenn die Person vor mir die gleichen Plättchen sammelt und haben will. Denn die nachfolgende aktive Reihe wird durch die Wahl der vorherigen Person bestimmt. Was sich nun nach viel Grübelei anhört, ist auch in Vollbesetzung selten länger als in 30 min gespielt.
Im Thema versinken?
Bei einem kurzen Spiel ist das Thema meist nicht der Hauptaspekt und doch schafft „Auf den Wegen von Darwin“ hier einen guten Zugang zum Namensgeber. Umso mehr bleibt das Interesse an Charles Darwin und seinem Lebenswerk auch über eine Partie hinaus erhalten und ganz ehrlich – oft bleibt es nicht nur bei einer Partie.
Die Rückseite der allgemeinen Spielauslage zeigt den Kurs der HMS Beagle, dem Schiff, das Darwin auf seiner Weltumsegelung begleitete. Dabei wird deutlich, dass der junge Charles Darwin im Alter von Anfang 20 Jahren bereits die Grundlagen sammelte, die er mehr als 30 Jahre später veröffentlichte. Mit „Origin of Species“ machte er diese Entdeckungen einem weitaus größeren Publikum zugänglich. Da bekommt das ehrfürchtige Wort „Lebenswerk“ eine wahrhaftige Bedeutung!
Zurück zum Spiel: Wie „richtige“ Entdecker ordnen wir die Tiere und Personen in Form von Plättchen auf unserem persönlichen, als Buch gestaltetem Tableau. Für mich ein tolles Thema, wenn auch vermutlich sehr gut austauschbar.
Was ist mit ... dem Spielmaterial?
Eine kleine Spielschachtel mit Plättchen aus dicker Pappe, dazu ein kleiner Stoffbeutel und eine Holzfigur der HMS Beagle. Sämtliches Spielmaterial ist wunderschön illustriert und fügt sich so nahtlos ins Thema ein.
„Auf den Wegen von Darwin“ ist für mich ein gutes Beispiel, bei dem sich Thema und Gestaltung/Spielmaterial wunderbar ergänzen. Wichtig für mich ist, dass ich nicht ständig die Anleitung zur Hand nehmen muss, weder im Spielaufbau noch bei der Wertung! Auch hier ist eine wunderbare Lösung gelungen – ohne aufdringlich zu sein oder lange suchen zu müssen ist alles an Ort und Stelle. Zum Teil in der Schachtel aufgedruckt oder auf den Spielplänen – Prima!
Fazit
Durch den Biebertaler Brettspielverein wurde „Biebertal spielt!“ im November 2023 veranstaltet und genau da kam ich das erste mal mit „Auf den Wegen von Darwin“ in Berührung und seitdem bin ich davon begeistert. Egal ob daheim oder auch im Spieletreff SpielRaum ist es eines der Spiele, das mit niedrigschwelligem Einstieg und schönem Spielmaterial in einem für viele gut greifbarem Thema schnell an den Tisch holt und begeistert. Auch nach einigen Partien verliert es fast nicht an Reiz.
Expertenspieler werden hier sicher unterfordert sein, Familien und sogar Kennerspieler werden indes Freude an „Auf den Wegen von Darwin“ finden. Aus meiner Sicht eine der Nominierungen zur Wahl zum Spiel des Jahres, die ich am meisten begrüße!
Idee: Grégory Grard, Matthieu Verdier
Illustration: Maud Briand, David Sitbon
Verlag: Sorry We Are French
Erscheinungsjahr: 2023
Personen: 2 – 5
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 min
